FKT-Online-Seminar: Technischer Hitzeschutz

Sommerlicher Hitze ausschließlich mit dem Zubau klassischer Split-Klimaanlagen entgegenzutreten, wäre kontraproduktiv. Um nicht nur den Auswirkungen, sondern vor allem auch den Ursachen des Klimawandels entschlossen entgegenzutreten, brauchen wir eine Kältewende.

40 Grad und mehr im Patientenzimmer, Starkregenfälle und Überflutungen - der vergangene Sommer verdeutlichte, was der Klimawandel für uns in der Mitte Europas bedeutet. „Wir müssen uns auf Wetterphänomene vorbereiten, die wir so noch nicht kennen und gleichzeitig die Klimakrise so konsequent wie möglich eindämmen“, forderte Dr. Andrea Nakoinz beim FKT-Online-Seminar: „Teuer, klimaschädlich, ineffizient – warum „alles klimatisieren“ nicht die Lösung ist, und was wir stattdessen tun können.“ Denn: „Ohne konsequenten Klimaschutz kann es keinen langfristig wirksamen Hitzeschutz geben.“

Die Wärmewende ist eine Chance für die Kältewende

„Krankenhäuser sind über die Arbeitsstättenverordnung verpflichtet, Hitzeschutzvorgaben einzuhalten. Ein Instrument, um Hitzeschutzmaßnahmen zu planen sind Hitzeschutzpläne.“ Mittlerweile gibt es auch eine Bundesempfehlung Musterhitzeschutzplan für Krankenhäuser. Nakoinz legte ihren Fokus im Webinar auf praktische, möglichst einfach umsetzbare Lösungen, die wirken und das Klima gleichzeitig so wenig wie möglich beeinträchtigen. Die Fachärztin für Anästhesie und Klimamanagerin ist überzeugt: „Die Wärmewende ist gleichzeitig eine Chance für die Kältewende“. Wärmepumpen können nämlich auch kühlen. Kliniken sollten sich daher mit ihrem hohen Kühlbedarf an kommunalen Wärmeplanungen beteiligen und Synergieeffekte so gut wie möglich ausschöpfen. Gut kombinieren lassen sich Wärmepumpen mit Systemen zu Flächenkühlung wie Kühldecken oder Betonkernaktivierung und natürlich durchdachten Lüftungskonzepten. 

Mit Farbe kühlen

Wer nicht so tief in die Tasche greifen möchte, kann auch mit weniger aufwendigen Maßnahmen viel erreichen: Begrünte Fassaden und Dächer sowie eine natürliche Verschattung durch Bäume, sind nicht nur wirksam gegen Hitze, sondern auch optisch ansprechend. Verschiedene Hersteller bieten mittlerweile sogar sogenannte Klimafarben für Fassaden und Innenwände an – wahlweise in Kombination mit Fensterdichtungen. Indem sie Feuchtigkeit abgeben beziehungsweise aufnehmen, wirken diese Anstriche bei Hitze kühlend, bei Kälte wärmend und nehmen damit einen positiven Einfluss auf das Raumklima, können sogar vor Schimmel schützen.

Eine weitere kostengünstige Möglichkeit zum Kühlen bieten Rollos – besser außen als innen -, die das Sonnenlicht reflektieren und – je nach Fabrikat – durch das Abgeben von Feuchtigkeit auch eine aktive Kühlung ermöglichen. Auch die Wirkung von Hitzefolien für Fenster wurde durch die Stiftung Warentest bestätigt. Da diese Folien stark reflektieren, sei jedoch Vorsicht beim Denkmalschutz geboten, so Nakoinz. Wenn das alles nicht genug ist, kann kühlende Kleidung helfen. Westen, Tücher, Kopfbedeckungen Waden- oder Unterarmmanschetten mit Wasserkühlung helfen Mitarbeitenden – vor allen solchen, die viel in Bewegung sind - und Genesenden einen kühlen Kopf zu bewahren. 

Zuletzt gelte es natürlich, besonnen vorzugehen. Dass es bei Hitze besser ist, die Fenster geschlossen zu halten, habe sich immer noch nicht bei allen herumgesprochen. Kleidung, Nahrung und vor allem das Trinkverhalten müssen an die hohen Temperaturen angepasst werden. 

Maria Thalmayr

Hier geht es zur Präsentation

Hier geht es zur Aufzeichnung