FKT-Online-Seminar: Regenwasserbewirtschaftung
Regen ist die einzige Quelle für eine Neubildung von Grundwasser und damit viel zu kostbar, um einfach nur in die Kanalisation abgeleitet zu werden. Wo möglich, sollten Niederschläge genutzt oder durch Versickern und Verdunsten wieder dem Wasserkreislauf zugeführt werden.
Die Wasser-Bilanz ist auch in Deutschland schon lange negativ. In den letzten 20 Jahren gingen 15,2 Milliarden Tonnen Wasser – ein Gewässer so groß wie der Bodensee - aus den natürlichen Speichern verloren. Das haben Forschende des Deutschen GeoForschungszentrums (GFZ) nachgewiesen. Insbesondere in den letzten sieben Jahren habe der Wasserverlust in Deutschland deutlich zu genommen, so die Einschätzung der Forschenden. Der Grundwasserspiegel werde unweigerlich weiter absinken, wenn keine aktiven Maßnahmen wie eine Begrenzung der Entnahme oder die vermehrte Zufuhr durch Versickerung umgesetzt würden, so die Einschätzung der Wissenschaftler. Dazu kommt: Die Verteilung der Niederschläge über das Jahr hat sich durch den Klimawandel geändert: Längere Trockenphasen werden ebenso häufiger wie Starkregenereignisse.
Regenwasser zu 100 Prozent auf dem eigenen Grundstück bewirtschaften
Ziel, gerade auch von größeren Liegenschaften, sollte es vor diesem Hintergrund sein, Niederschläge zu 100 Prozent auf dem eigenen Grundstück zu bewirtschaften, sagte Stephan Klemens beim FKT-Online-Seminar „Regenwasserbewirtschaftung – nutzen, behandeln, versickern oder verdunsten, statt beseitigen“. In großen Zisternen gesammeltes Regenwasser könne nicht nur für die Grundstücksbewässerung in Trockenphasen, sondern, mit effizienten Technologien aufbereitet, als so genanntes Grauwasser auch für die Toilettenspülung oder zum Waschen genutzt werden. Der Leiter der Produktentwicklung bei Mall Umweltsysteme räumte ein, dass das in Krankenhäusern jedoch heikel sein könnte. Da Regenwasser einen sehr geringen osmotischen Druck habe, könne es jedoch hervorragend auch als Osmosewasser (Prozesswasser) genutzt werden. Sonstige Verschmutzungen würden hier ohnehin komplett herausgefiltert.
Klimaoptimierte Grundstücksentwässerung
Anhand zahlreicher Beispiele erörtert Klemens darüber hinaus Methoden, um Niederschläge möglichst komplett auf dem eigenen Grundstück versickern oder verdunsten zu lassen. Er präsentierte mit verdunstungsoptimierten Pflanzen begrünte Fassaden und Dächer, die aus einem Regenspeicher automatisch bewässert werden. Große Versickerungsanlagen wahlweise kombiniert mit Tiefbeeten sorgen ebenfalls für einen naturnahen, dem unbebauten ähnlichen Zustand. Parkflächen in einem Klinikum in Bad Hersfeld werden von Mall derzeit mit neuartigen Pflanzgefäßen für Bäume ausgestattet. Dem Klinikum dienen die sogenannten Baumrigolen als Versickerungsanlagen, den Bäumen als Wasserreservoir. Da die Gefäße nach oben hin mit einer Platte abgedichtet sind, verhindern sie eine Nachverdichtung des Bodens und sind von oben befahrbar. Werden Parkflächen mit Versickerungsbehältern ausgestattet, müssen adäquate Filteranlagen Verschmutzungen aus dem gesammelten Niederschlagswasser beseitigen. Entsprechende Hinweise enthält das Arbeitsblatt DWA-A 101-1/BWK-A 2-2 „Grundsätze zur Bewirtschaftung und Behandlung von Regenwetterabflüssen zur Einleitung in Oberflächengewässer -Teil 2 Emissionsbezogene Bewertungen und Regelungen“.
Einen sinnvollen Ausgleich erreichen
Ziel bei der Regenwasserbewirtschaftung sei ein sinnvoller Ausgleich zwischen überschüssigem und fehlendem Wasser. Erkenntnisse über die Verteilung der Niederschläge seien Grundlage für die Berechnung passender Anlagenvolumen. Entsprechende Daten seien bei den Wetterdiensten abrufbar, so Klemens. Nicht außer Acht gelassen werden dürfe bei alledem die Bodenbeschaffenheit. Wenn diese keine Versickerung ermöglicht, oder wenn auf einem Grundstück zu viel Wasser versickert wird, könnten die Nachbarn „nasse Füße“ bekommen.
Maria Thalmayr
Bild von Mall Umwelttechnik