FKT-Online-Seminar: PV für E-Mobilität
PV- oder Windstromanlagen liefern Klinikbetreibern im Eigenverbrauch preisstabilen sehr günstigen Strom. Wenn der „Saft“ darüber hinaus an Ladesäulen verkauft wird, entsteht eine lukrative Einnahmequelle. Krankenhaustechnik wird damit vom Kostenfaktor zum Erlösbringer.
Angesichts der angespannten finanziellen Lage seien in Krankenhäusern frische Ideen Outside the Box gefragt, sagte Christian Bischoff beim FKT-Online-Seminar „PV für E-Mobilität: Energiekosten sparen, das GEIG einhalten und neue Einnahmen generieren“. Mit einer Energie-GmbH oder -Genossenschaft als Betreiber könnten Krankenhäuser als Versorger auf dem Energiemarkt gutes Geld verdienen. Von steigenden Energiepreisen profitieren, statt von ihnen aufgefressen zu werden, lautet der der Out of the Box-Tipp des Unternehmensberaters speziell für die Technik.
Das Geld liegt neben der Straße
Auf Dächern installierte PV-Anlagen produzieren Strom für 4 bis 6 Ct pro kWh. Große PV-Freiflächenanlagen und Wind-Energie-Anlagen arbeiten sogar noch effektiver. Hier entsteht Energie für 2 bis 4 Ct pro kWh. Da diese Anlagen jedoch in der Regel nicht am Verbrauchsort angesiedelt sind müssen auf diese Schnäppchenpreise noch 10 bis 18 Ct/KWh an Netzgebühren draufgelegt werden. Wer in PV- oder Windkraftanlagen investiert, erkauft sich zusätzlich zum günstigen Strom Preisstabilität – 40 Jahre lang. An Ladesäulen schwankt der Strompreis derzeit zwischen 0,39 bis 1,05 Euro/KWh. Das Geld liegt damit für Bischoff nicht auf, aber direkt neben der Straße: „Verspricht schon der Eigenverbrauch des selbst erzeugten Stroms beträchtliche Einsparungen und eine beruhigende Unabhängigkeit von der Preisentwicklung auf dem volatilen Strommarkt, sind durch den Verkauf selbst erzeugter Energie an Ladesäulen oder im Stromgroßhandel Erlöse in Millionenhöhe möglich. Die großen Energieversorger machen es uns vor. Wir müssen es ihnen nur gleichtun“, erklärte Bischoff.
Denkbar ist vieles
Entsprechende Modelle seien skalierbar. Denkbar sei vieles und Bischoff empfahl den Teilnehmern des Webinars groß und über die eigene Immobilie hinaus zu denken. Nicht nur Krankenhausdächer oder überdachte Parkflächen können zur Stromerzeugung genutzt werden. Auch auf Immobilien in der Nachbarschaft oder weiter entfernt liegenden Freiflächen können Krankenhausbetreiber Strom erzeugen. Eine ideale Ergänzung bietet außerdem Windkraft. Um die Energie bewegter Luft zu nutzen, müsse man nicht unbedingt eine eigene Windmühle errichten. Alternativ könne man beispielsweise auch ausgeförderte Anlagen weiterbetreiben. Den Möglichkeiten, als Energieversorger tätig zu werden, seien kaum Grenzen gesetzt, so Bischoff. Wenn es Klinikbetreibern gelingt, genügend EE-Strom zu generieren, sollten diese zusätzliche über den Einsatz von Wärmepumpen nachdenken.
Fördermittel stehen bereit
Der Zeitpunkt, um das Thema in Angriff zu nehmen, sei günstig, sagte Bischoff: Mit der „Klimaschutzinitiative - Klimaschutzprojekte im kommunalen Umfeld“ wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Januar dieses Jahres ein passendes Förderprogramm speziell auch für Krankenhäuser aufgelegt. Es fördert strategische Klimaschutzmaßnahmen wie Beratungsleistungen im Bereich Klimaschutz sowie Machbarkeitsstudien und investive Klimaschutzmaßnahmen.
Über das GEIG hinausdenken
Durch den Verkauf von selbst erzeugtem Strom an Ladesäulen werden Krankenhausbetreiber nebenbei dem Gebäude-Elektromobilitäts-Infrastruktur-Gesetz (GEIG) gerecht: Kliniken mit mehr als 20 Stellplätzen müssen ab 1. Januar 2025 mindestens einen Ladepunkt anbieten. Bei Neubau- oder Sanierungsmaßnahmen an der Immobilie muss schon jetzt mindesten jeder fünfte Stellplatz mit einer Leitungsinfrastruktur ausgestattet und mindestens ein Ladepunkt angeboten werden. Bischoff rät den Krankenhäusern jedoch, über das GEIG hinaus zu denken. In einem Praxisbeispiel rechnete er vor, dass Patienten und Mitarbeiter einen siebenstelligen jährlichen kWh-Bedarf an Zapfstellen auf dem Krankenhausparkplatz decken könnten. Selbst mit moderaten Preisen kann dieser Energiehunger gutes Geld in leere Krankenhauskassen spülen.
Maria Thalmayr