FKT-Online-Seminar: KWK mit Wasserstoff: Das Rückgrat der Energiewende
Das Ziel ist klar definiert: Klimaneutralität bis 2050. Auch für Gesundheitseinrichtungen besteht damit Innovationsdruck. Fossile Brennstoffe müssen durch CO2-arme Energieträger ersetzt, neue Versorgungsstrukturen aufgebaut werden. Unter dem Stichwort Dekarbonisierung wird grüner Wasserstoff im künftigen Energiemix als wichtige Zutat mitmischen.
20 Prozent des Endenergiebedarfs soll - so das CO2-Ausstigsszenario der Bundesregierung – mit Wasserstoff gedeckt werden. Wo genau die Reise hingeht, sei bisher jedoch schwer abzuschätzen, erklärte Gerd Lüdeking, Mitglied des FKT-Forums Klinikenergie, beim FKT-Online-Seminar „Wasserstoff – Energieträger der Zukunft auch und gerade für Gesundheitseinrichtungen“.
Versorgungssicherheit gewährleisten
Noch liegen die Gestehungskosten für den grünen „Edelstoff“ bei über 400 Euro/MWh. Bis 2050 soll er nach Expertenschätzungen für 80 Euro/MWh zu haben sein. Ob die Preislücke zum weit günstigeren Erdgas durch eine entsprechende Preispolitik je geschlossen wird, ist offen. Dennoch besticht grüner Wasserstoff vor allem als Speichermedium für überschüssig erzeugten Strom aus Wind- und Sonnenenergie. In KWK-Anlagen kann er schon heute mit einem hohen Wirkungsgrad rückverstromt werden, wie Jörg Lösing ausführte. Der Vertriebsleiter der 2G Energietechnik GmbH adelt mit grünem Wasserstoff betriebene KWK zum Rückgrat der Energiewende: Wenn weder Wind- noch Sonnenstrom zur Verfügung stehen, gewährleisten mit grünem Wasserstoff aus dem Pufferspeicher betriebene Anlagen effiziente Versorgungssicherheit.
Vielseitig einsetzbar
Erneuerbare Energie, die per Pyrolyse in grünen Wasserstoff verwandelt und später in einem Blockheizkraftwerk rückverstromt wird, sei aktuell mit einem Wirkungsgrad von rund 55 % nutzbar, erklärte Norbert Zösch, Geschäftsführer der Stadtwerk Haßfurth GmbH. Wie vielfältig Wasserstoff aus EE-Anlagen darüber hinaus genutzt werden kann, erörterte Zösch anhand zahlreicher Best Practice Beispiele seines innovativen Versorgungsunternehmens. Es speist grünen Wasserstoff ins Gasnetz ein, stellt ihn in einer Tankstelle für Mobilität zur Verfügung und beliefert eine nahe gelegene Mälzerei. Sauerstoff, der als Abgas bei der Pyrolyse entsteht, soll in Haßfurth künftig in die Belebungsbecken der örtlichen Kläranlage eingespeist werden, um die dortigen biochemischen Prozesse zu beschleunigen.
Auch als Energieträger für Notstromversorgungsanlagen könnte grüner Wasserstoff über kurz oder lang den umstrittenen Diesel ablösen, führte Jens Bischoff von der Enapter GmbH weiter aus. Dafür müsste das entsprechende Regelwerk aber noch angepasst werden.
Wo geht es lang?
Für Krankenhäuser ergeben sich für die Zukunft unterschiedliche denkbare Handlungspfade für die Deckung des Wärmebedarfs:
- Deckung des Wärmebedarfs aus dem Strommarkt (Wärmepumpen, Dampferzeugung elektrisch)
- Feuerungsanlage zumindest zur Dampferzeugung und KWK (Beschaffung von Biogas/Biomasse zur Feuerung)
- Befeuerungsanlage zumindest zur Dampferzeugung und KWK (Beschaffung von Wasserstoff, Methan oder beidem oder Eigenerzeugung vor Ort).
Welcher Handlungspfad der aussichtsreichste sein wird, sei derzeit nicht absehbar resümierte Lüdeking. Klar sei aber, Wasserstoff werde in 20 Jahren eine bedeutende Rolle als Energieträger spielen.
Den Weg frei machen für KWK
Außer Frage steht, dass Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) für die Energiewende eine entscheidende Rolle spielen wird. Warum diese effiziente Technologie seit Jahren dennoch durch immer neue Abstrusitäten im Energierecht torpediert wird, ist für den Leiter der FKT-Forums Klinikenergie, Rechtsanwalt Sebastian Igel, nur schwer nachvollziehbar. Im Rahmen des Webinars erörterte er einige ab dem 01.01.2021 geltenden Neuregelungen in EEG und KWKG
Maria Thalmayr
Bildquelle: 2G Energy AG
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Hier geht es zu Präsentation von Herrn Igel: Neuerungen für KWK-Anlagen ab 2021