FKT-Online-Seminar: Kälteversorgung – Natürliche Kältemittel und ganzheitliche Energiekonzepte
Der Kältebedarf steigt. Gleichzeitig werden strengere Regeln den CO2-Ausstoß weiter limitieren und F-Gase empfindlich verteuern. Mit Propan tut sich eine vielversprechende Alternative auf.
Kälte ist die neue Wärme. Durch die zunehmende Technisierung, besser gedämmte Gebäudehüllen, wachsende Komfortansprüche der Gebäudenutzer und nicht zuletzt durch die Klimaerwärmung wird der Kältebedarf im Krankenhaus in absehbarer Zukunft den Wärmebedarf übersteigen. Zur Herausforderung wird der zunehmende Kältebedarf nicht zuletzt durch die F-Gase-Verordnung, die im Wesentlichen darauf abzielt, bei seiner Deckung möglichst wenig C02 oder andere Treibhausgase freizusetzen. Kältemittel mit einem GWP-Wert (Global Warming Potential) von mehr als 2500 sind deshalb schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr zugelassen (Inverkehrbring- und Nachfüllverbot). Dennoch stoße man immer wieder auf Krankenhäuser, die ihre Kaltwassersätze oder Verbundanlagen nach wie vor mit solchen Kühlsubstanzen betreiben, erklärten Dr. Martin Lenkens und Marius Johannes von E.ON Energy Solutions beim FKT-Online-Seminar „Neue Perspektiven für die Kälteversorgung im Krankenhaus: F-Gase Verordnung und die Umstellung auf natürliche Kältemittel“. Zum Problem wird die Weiterverwendung dieser verbotenen Kältemittel im Havariefall. Fehlende Kältemittel können dann nicht wieder nachgefüllt werden. Vor allem im Sommer könnte dieses Szenario für den gesamten Krankenhausbetrieb zu einem ersten Versorgungsproblem werden. Auf Mietkälte als Plan B, sollten sich Risikomanager nicht verlassen. Die sei gerade in heißen Sommern oft „vergriffen“.
Auf natürliche Kältemittel umsteigen
Um für eine Zukunft mit sich vermutlich noch verschärfenden Vorschriften zur Eingrenzung des CO2-Austoßes gewappnet zu sein, sollten Verantwortliche prüfen, ob sie auf natürlich Kältemittel umsteigen können, so der eindringliche Rat der Referenten. HFO-Kältemittel mit einem GWP < 500 seinen zwar als Alternative denkbar, sind aber wegen der Trinkwassergefährdung durch ihre Abbauprodukte aktuell in Diskussion.
Während sich bei den natürlichen Kältemitteln Ammoniak derzeit hauptsächlich in der Großindustrie bewähre und CO2 bei der Tiefkühlung punkte, hätten sich im Krankenhaus luftgekühlte Propananlagen als sehr effizient erwiesen, erklärte Johannes. Kontrovers diskutiert wurden in diesem Zusammenhang Sicherheitsanforderungen allen voran der Brandschutz - der, wie Lenkens betonte, auch bei HFO-Kältemitteln beachtet werden muss. Wenn die Anlagen im Freien ihren Platz finden, sei das Thema Sicherheit relativ einfach zu beherrschen, erklärte dazu Johannes. Schwieriger, aber nicht unmöglich sei es, Propananlagen in Innenräumen zu betreiben. Allgemeingültige Regeln für ihren sicheren Betrieb gebe es noch nicht. Gefährdungspotenziale müssten abhängig vom Aufstellort ermittelt und die Risiken mithilfe von auf den spezifischen Einsatzfall abgestimmten Lösungen beherrscht werden. Planer zu finden, die solche neuen Lösungen bereits designen, sei derzeit teilweise noch schwierig, räumte Lenkens ein. „Die versuchen immer noch, ihre alten Technologien an den Mann zu bringen.“ Durch die F-Gase-Verordnung, die gerade überarbeitet und dieses Jahr ziemlich sicher noch ein Schippchen drauflegen wird, bleibe jedoch keine andere Wahl, als die gestellten Anforderungen zu meistern. „Da müssen wir jetzt schnell innovative technische Lösungen finden“, lautete sein Fazit.
Ganzheitlich denken
Kälteerzeugung isoliert zu betrachten, sei in diesem Sinne wenig zielführend. Vielmehr müsse man Energieerzeugungsanlagen ganzheitlich denken. Sinnvoller, als auf Teufel komm ´raus zu kühlen, sei es allemal, Abnehmer für die überschüssige Wärme zu finden oder diese zu speichern. Energiekonzepte müssten dazu ganzheitlich, sektorübergreifend und flexibel anpassbar gedacht werden.
Maria Thalmayr
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