FKT-Online-Seminar: Gebäudemanagement – Betriebskosten runter, Versorgungssicherheit rauf
Energieeffizienzmaßnahmen senken nicht nur Energiekosten und den CO2-Austoß, sie zahlen auch auf den technischen Sanierungsstau vieler Gesundheitseinrichtungen ein, vermeiden damit teure Störungen, reduzieren Instandsetzungs- sowie technische Personalkosten.
Der Payback von Energieeffizienzmaßnahmen gehe damit weit über die reine Energiekostenersparnis hinaus, betonte Christopher Kotriens beim FKT-Online-Seminar „Gebäudemanagement: Betriebskosten runter, Versorgungssicherheit rauf“. Schon vor dem durch den Ukrainekrieg verursachten Energiepreisschock wurden deshalb im St. Joseph Krankenhaus in Berlin zahlreiche Performanceoptimierungen umgesetzt: Im Rahmen eines Energieeinspar-Contractings mit der Firma Siemens wurde bereits im Jahr 2009 eine Gebäudeleittechnik etabliert. Dampf wurde, wo möglich, rückgebaut, eine Wärmerückgewinnung installiert, ein hydraulischer Abgleich durchgeführt, ein BHKW errichtet. Zentrale Kälteanlagen und Kühlturm wurden umgerüstet und die Heizkessel von Öl auf Diesel umgerüstet. Seinen CO2-Ausstoß konnte das innovative 500-Bettenhaus mit diesen Maßnahmen um 2.200 Tonnen pro Jahr reduzieren und erhielt dafür das BUND-Gütesiegel.
Tiefer in die Trickkiste greifen
Nachdem im Jahr 2022 die Energiepreise enorm gestiegenen waren, stieg die Bereitschaft, tiefer in die Trickkiste zu greifen. Weitere Maßnahmen, die man zuvor aufgrund der niedrigen Energiepreise nicht in Angriff genommen hatte, wurden nun zügig umgesetzt:
- Schnelle Erfolge brachte - ganz ohne Geld in die Hand zu nehmen - eine neuerliche Sensibilisierung und Schulung des Personals für energiebewusstes Verhalten.
- Durch den Einbau von 25 neuen Zirkulationsventilen in die Warmwasserversorgung konnte die durchschnittliche Temperatur an den jeweiligen Trinkwassersträngen um 5 Grad auf ca. 55 Grad gesenkt werden. Gleichzeitig erhöhte diese Maßnahme die Versorgungssicherheit. Mit den neuen Ventilen kann die Anlage nunmehr auch segmentweise abgesperrt werden. Bei Wasserrohrbrüchen oder Wartungsarbeiten muss nun nicht mehr die komplette Leitung entleert und stillgelegt werden.
- Viel Wirkung für überschaubares Geld hatte ferner der Austausch von 15 großen bzw. leistungsstarken gegen kleine, hocheffiziente Heizungs-Pumpen. Auch diese Maßnahme erhöhte gleichzeitig die Anlagensicherheit.
- Um Wärmeverluste zu vermeiden, wurden Leitungen konsequent isoliert.
- Im Zuluftbereich wurde unter anderem ein großer leistungsstarker Ventilator gegen kleinere, effizientere Ventilatoren ausgetauscht. Neben einer enormen Energieersparnis brachte auch diese Maßnahme ein Plus an Anlagensicherheit. Wenn einer der neuen Ventilatoren ausfällt, kann die Anlage problemlos weiterbetrieben werden.
- Über die bereits vorhandene Gebäudeleittechnik wurde die Heizgrenze an den Heizsträngen mit der Außentemperatur gekoppelt – von 6 bis 21 Uhr auf 18 Grad und von 21 bis 6 auch 16 Grad. Auch diese Maßnahme ging mit einer deutlichen Energieeinsparung einher.
- Alte Leuchtmittel wurden gegen moderne LED ausgetauscht - beginnend mit den Bereichen, in denen das Licht immer brennt, hin zu Räumen, die nur sporadisch beleuchtet werden müssen. LED erzeugen nicht nur ein besseres Licht als die alten Leuchten, sie fallen auch seltener aus. Zeit, die Handwerker bisher für den Austausch von ausgefallenen Leuchtmitteln einsetzten, kann nun anderweitig genutzt werden.
„All diese Maßnahmen erfordern zunächst eine Investition. Bei weiter steigenden Energiepreisen können wir es uns aber nicht länger leisten, ineffiziente Systeme weiterzubetreiben – von deren Auswirkungen auf das Klima ganz zu schweigen“, sagt Sebastian Wiedenhaupt, Leiter Bau & Technik im Elisabeth Vinzenz Verbund, dem das St. Joseph Krankenhaus in Berlin angehört.
Transparenz schaffen
Ein weiterer grundlegender Schritt in Richtung Energieeffizienz war hier die Ausstattung aller relevanter Verbraucher mit Zählern. „Wir müssen unsere Energie- und Medienflüsse kennen und wissen, was wo passiert. Nur so können wir unsere technische Infrastruktur optimal betreiben und Fehler detektieren, bevor sie teure Stillstände und Instandsetzungsmaßnahmen verursachen“, führt Kotriens weiter aus. Nicht zuletzt aber auch, um das Geschehen in der Technik reporten und den zahlreichen Nachweispflichten nachkommen zu können, werde diese Transparenz immer wichtiger. „Wir haben uns dazu für ein etabliertes Gebäudemanagement-System entschieden. Das ist aber nicht zwingend erforderlich. Auch Excel-Tabellen liefern den gewünschten Überblick. Wichtig ist nur, dass man ihn hat.“
Im St. Joseph Krankenhaus wurden durch all diese Maßnahmen im Jahr 2023 gegenüber 2022 229.152 Euro für Wärme und Strom eingespart und 346 Tonnen CO2 weniger emittiert. Dazu kommen Einsparungen bei den Bereitschaftsdiensten der Techniker sowie - ganz wichtig - eine deutlich verbesserte Anlagenverfügbarkeit und -sicherheit.
Maria Thalmayr