FKT-Online-Seminar: Energievision – Klinik-Campus auf dem Weg zu Net Zero

„Die Zukunft ist elektrisch. Installieren Sie auf Ihren Gebäuden und Flächen so viel PV wie möglich – zum Beispiel auch Parkplatzüberdachungen. Steigern Sie schnell Ihre Energieeffizienz und versorgen Sie dezentral entsprechend dem erforderlichen Temperaturniveau.“

Mit Empfehlungen wie diesen skizzierte Olaf Kallinich, Geschäftsführer der Treeship GmbH, im FKT-Online-Seminar „Energievision – Klinik-Campus auf dem Weg zu Net Zero“ eine gut gangbare Route in Richtung Klimaneutralität. Da sich die Energiepreise seit 2020 mehr als verdoppelt haben, sind Amortisationszeiten für die erforderlichen Investitionen augenblicklich überzeugend kurz. Vor Augen halten sollten sich Unternehmensleitungen außerdem: Je länger sie mit den anstehenden Maßnahmen warten, umso mehr müssen sie letztlich einsparen, um das Pariser Klimaabkommen zu erfüllen.

Dezentrale Niedertemperatur

Kallinich erklärt: „PV-Anlagen passen wunderbar zum Lastprofil eines Krankenhauses und ermöglichen eine bis zu 90-prozentige Eigennutzung des selbst erzeugten Stroms. Um diese Zahl weiter zu steigern, kann auch über den Einsatz von Stromspeichern nachgedacht werden.“ Wärmepumpen sind ein weiteres Herzstück seiner Net Zero-Strategie. Die liefern praktischerweise nicht nur Wärme, sondern auch Kälte. Mit den steigenden Energiepreisen wurden Wärmepumpen zum Kassenschlager. In den zurückliegenden zwei Jahren hat sich der Absatz auf 250.000 Stück im Jahr annähernd verdoppelt. 500.000 neue Wärmepumpen im Jahr seien erforderlich, um die Energiewende zu schaffen, sagt Kallinich. So verwundert es nicht, dass große Hersteller ihre Fertigungskapazitäten für diese Kerntechnologie des Klimawandels bis 2025 eklatant steigern möchten. Immerhin lässt das hoffen, dass der große zu erwartende Bedarf gedeckt werden kann.

Ob man die Wärmepumpe als reine Luft-Wärmepumpe oder zusätzlich mit Geothermie betreiben möchte, gelte es sorgfältig abzuwägen. Bohrungen sind teuer und erhöhen die Amortisationszeiten entsprechend. Im Krankenhaus biete sich alternativ die Nutzung von Abwärme an. Dieses Potenzial sollte auf keinen Fall ungenutzt bleiben, so Kallinich. Da Wärmepumpen nur mit Niedertemperaturheizungen effizient betrieben werden können, gelte es im nächsten Schritt Heizvorlauftemperaturen zu reduzieren. Dabei gilt: Je niedriger die benötigte Heizvorlauftemperatur, desto besser wird der Wirkungsgrad der Wärmepumpe. Neben Dämmmaßnahmen zur Reduzierung der Heizlast böten Flächenheizungen wie z.B. Deckensegel oder Niedertemperaturheizkörper mit Ventilatoren probate Lösungen für eine ausreichende Wärmeübertragung, so Kallinich. Ein weiteres Zauberwort seiner Net Zero-Vision lautet Dezentralisierung sowohl der Heizung/Kühlung als auch der Warmwasserversorgung sowie der Dampferzeugung. Das bereits vorhandene Stromnetz sei die beste und effizienteste Form der Energieübertragung.

Schritt für Schritt klimaneutral werden

„Gehen Sie sukzessive vor und reduzieren Sie bei Neubau- oder Sanierungsmaßnahmen nach und nach Ihre Abnehmer aus den zentralen Systemen. Damit können Sie sich schrittweise an den Bestand machen“, rät Kallinich. Bei Neubaumaßnahmen könnte Passivhaus-Bauweise Standard werden. Energiekonzepte sollten künftig auch für ganze Quartiere gedacht werden. So lassen sich Synergieeffekte optimal ausschöpfen.

„Der Reststrombezug kann übergangsweise natürlich Ökostrom sein, auch wenn das nur eine andere Form des Zertifikat-Handels ist“, so Kallinich. Darüber hinaus könnten sich Klinikbetreiber nach Ausschöpfen aller Effizienzsteigerungs- und Substitutionspotenziale mit CO2-Zertifikaten bilanziell klimaneutral stellen. Hier sollte jedoch auf Qualität geachtet werden. Allen die wenig Platz für die Eigenerzeugung von Strom haben, sei als Trost mit auf den Weg gegeben: 2045 wird der Energieträger Strom klimaneutral sein. Wasserstoff oder E-Fuels werden erst dann rentabel, wenn das Stromnetz emissionsfrei ist und ausreichend grüne Wasserstoff-Importe zur Verfügung stehen. Krankenhausbetreiber sollten jedoch berücksichtigen, dass sie bei der Langzeitplanung mit diesem Energieträger immer in Konkurrenz mit der Industrie, der Schifffahrt und Logistikunternehmen stehen.

Maria Thalmayr

Energiesparen wird strenger geregelt

Energieeffizienzgesetz 2023 (Entwurf)

Nach dem derzeitigen Entwurf des Energieeffizienzgesetzes 2023 sollen Unternehmen mit einem durchschnittlichen Gesamtenergieverbrauch von mehr als 2,5 GWh verpflichtet werden, alle vier Jahre ein Energieaudit durchzuführen. Bisher besteht die Verpflichtung für große Unternehmen gemäß der europäischen KMU-Definition. Unternehmen mit einem jährlichen durchschnittlichen Gesamtenergieverbrauch von mehr als 10 GWh sollen zur Einführung eines Energie- oder Umweltmanagementsystems nach ISO 50001 oder EMAS (Eco Management and Audit Scheme) verpflichtet werden. Die Umsetzungspflicht für Maßnahmen gem. EnSimiMaV wird noch erweitert.

EnSimiMaV § 4

Seit dem 1. Oktober 2022 sind Unternehmen (die kleinste rechtlich selbstständige Einheit) mit einem Gesamtenergieverbrauch von über 10 GWh/a verpflichtet, wirtschaftlich durchführbare Maßnahmen aus dem letzten Energieaudit innerhalb von 18 Monaten umzusetzen. (Positiver Kapitalwert nach 20% der maximalen Nutzungsdauer von 15 Jahren.)
Vorgabe für Gebäudeenergiegesetz (GEG)

65% EE-Vorgabe für neu Heizungen ab 1.1.2024


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Die Präsentation kann direkt beim Referenten angefordert werden: Olaf(at)treeship(dot)de

 

Bild von Kältemaschinen  | Originalequipment manufacturer (OEM) | Siemens Deutschland