FKT-Online-Seminar: Energiemonitoring – mehr wissen, schlauer handeln!
Bei Energiekosten unter 50.000 Euro im Jahr lohnt sich die Investition in ein Energie-Monitoring-System erfahrungsgemäß nicht. Dann sind gezielte Einzelmaßnahmen sinnvoller.
„Auch wenn die personellen Ressourcen fehlen, um die Daten aus dem Energiemonitoring konsequent auszuwerten und daraus abgeleitete Optimierungsschritte einzuleiten, ist es in der Regel wirtschaftlicher, auf Einzelmaßnahmen zu setzen.“ Diese Richtlinien gab Christoph Schüring von der Energieeffizienzbörse Deutschland den Teilnehmern des FKT-Online-Seminars „Energiemonitoring – mehr wissen, schlauer handeln!“ mit auf den Weg. Denn: Der Aufwand, der mit der Implementierung eines Energiemonitorings einhergeht, sei nicht zur unterschätzen: Man braucht Zähler an den richtigen Stellen, ein entsprechendes Netzwerk und eine geeignete Software.
Luft nach unten
Gleichwohl bergen die meisten Krankenhäuser nach wie vor enorme Energie-Einsparpotenziale. Der Wärmeenergiebedarf eines 450 Bettenhauses sei mit 14.252 bis 27.629 kWh pro Bett und Jahr – man beachte die Spannbreite dieses Kennwertes – doppelt so hoch wie der eines Einfamilienhauses. Und auch der enorme Stromverbrauch in einem durchschnittlichen 450-Bettehaus von jährlich 3.550 bis 11.340 kWh pro Bett und Jahr lasse sich nicht allein auf den hohen Technisierungsgrad von Gesundheitseinrichtungen zurückführen. Da sei noch Luft nach unten und es mache Spaß, diese Einsparpotenziale zu heben. Am Ende lohne sich das immer auch finanziell, betonte Schüring.
Überblick gewinnen
Augenblicklich erheben die zahlreichen in Krankenhäusern betriebenen Anlagen Unmengen an Daten, die meist ungenutzt auf Festplatten oder Servern landen und periodisch gelöscht werden. Dieses Datengold gilt es zu heben. Die Zeiten, in denen Zähler händisch ausgelesen werden, sollten außerdem vorbei sein. Doch: Noch fehlt den meisten Häusern die nötige Struktur, um die komplizierten Regelmechanismen und Abläufe in den Weiten der technischen Infrastruktur zu durchblicken. Die sei oft über Jahr gewachsen, Pläne und Anlagendatenblätter damit auch nicht auf den neuesten Stand. Ein solches System logisch zu durchdringen, sei zunächst natürlich eine Herausforderung. Ein geeignetes System hilft, Anlagen mit unterschiedlichsten Standards und Protokollen nicht nur anzubinden, sondern auch bei der Strukturierung der Daten zu unterstützen, berichtete Martin Beisiegel von der Steinhaus Informationssysteme GmbH. Letztendlich entstehe ein harmonisierter Datenraum, der es ermöglicht, kontextbezogene Analysen durchzuführen und die Erkenntnisse aus den Daten wertschöpfend einzusetzen. Archivierte Daten stehen für zukünftige Fragestellungen zur Verfügung. Ein gutes System ermöglicht so, Daten effizient in Struktur zu bringen und unterstützt durch eigene Analysemöglichkeiten und Exportfähigkeit der harmonisierten Daten an nachgeschaltete Systeme. So kann ähnlich einem CT-Bild die Realität der gesamten Liegenschaft über Zeit betrachtet und analysiert werden. Neben den Energiedaten können weitere Vorgangsdaten integriert werden, was die Wertschöpfung zusätzlich erweitert.
Enormer Erkenntnisgewinn
Die Motivationen, mithilfe eines durchdachten Messsystems und einer intelligenten Auswertung der erhobenen Daten den Ursachen unnötig hoher Energieverbräuche auf den Grund zu gehen, sind vielfältig. Sie reichen von der Erfüllung gesetzlicher Verpflichtungen über die Möglichkeiten einer vorausschauenden Wartung (Predictive Maintenance) bis hin zum Klimaschutz und dem zunehmenden finanziellen Druck im Gesundheitswesen. Erhebliche Einsparungen lassen sich oft allein schon durch eine bessere Parametrierung der Anlage erzielen.
Philippe Redlich von der Energieeffizienzbörse Deutschland führte dazu sehr plastische Beispiele aus wie die Heizanlage einer Krankenhauslobby, die 24/7 ordentlich powerte. Tagsüber war das erforderlich, um den Wärmeverlust durch das ständige Öffnen der Eingangstür zu kompensieren. Wenn die Tür nachts verschlossen blieb, wurde die Heizung jedoch nicht heruntergeregelt und die Lobby auf mehr als 30 Grad aufgeheizt. Durch die Behebung dieses Mankos konnte der Heizenergiebedarf für die Lobby erheblich reduziert werden. Auch der Wirkungsgrad einer Kühlanlage konnte allein durch eine veränderte Einstellung der Anlage verdoppelt werden.
Diese eindrucksvollen Optimierungsmaßnahmen stammen aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten EffMon-Projekt, in dessen Rahmen ein umfangreiches Monitoring und Betriebsoptimierungen unter anderem auch in zwei Krankenhäusern durchgeführt wurden. Der Projekt-Koordinator Thomas Bernard von Fraunhofer IOSB konnte Redlichs Ausführungen noch einige weitere interessante Erkenntnisgewinne aus dem Projekt hinzufügen. Das IOSB hat ein Web-basiertes Report-Tool entwickelt, welches Energieverbräuche, Kosten und CO2-Emissionen der einzelnen Medien und Anlagen auswertet und übersichtlich visualisiert. Die angewandte Methodik wurde anhand der Ergebnisse aus mehreren Demonstrator-Liegenschaften ausführlich beschrieben.
Maria Thalmayr