FKT-Online-Seminar: Agilität und Effizienz durch Raumstandardisierung

Krankenhäuser müssen schneller, effizienter und sehr viel flexibler errichtet werden. Für das konventionelle Bauen kann man dazu vieles vom Modulbau lernen und übernehmen: Leistungsfähig dimensionierte Achsraster und Raumtypen erzeugen Nutzungsanpassbarkeit.

Viele unterschiedliche, individuell gestaltete Räume verkomplizieren nicht nur die Planung. Bei Umnutzungen ziehen sie vor allem auch sehr aufwendige Umbaumaßnahmen nach sich. Christoph Gatermann ist überzeugt: „Ein starres Raumprogramm als Maßanzug hat für Krankenhäuser ausgedient. Oft passt dieses individuell erdachte Programm schon bei der Inbetriebnahme von Kliniken mit ihren viel zu langen Bauzeiten nicht mehr.“ Rahmenbedingungen der Gesundheitsversorgung ändern sich rasch und grundlegend. Spätestens nach ein paar Jahren beginne man so an allen Ecken und Enden mit teuren Änderungsmaßnahmen.

Der Geschäftsführer bei Nickl und Partner Architekten plädierte beim FKT-Online Seminar „Über den Luxus eines Maßanzugs – Agilität und Effizienz durch Raumstandardisierung“ daher für klare Ordnungsprinzipien - auch im konventionellen Krankenhausbau: Durchgängige, auskömmlich dimensionierte Achsraster und möglichst klare Raumstrukturen durch wenige, gleichartig dimensionierte Typenräume, erzeugen die im Gesundheitsbetrieb erforderliche Flexibilität, Effizienz und Umsetzungsgeschwindigkeit. „Ein programmierter Raum muss anpassbar und umwandelbar sein: Was heute ein Büroraum ist, muss morgen ohne großen Aufwand als Untersuchungsraum dienen können. Ein belastbares Grundraster muss man auch nach 20 Jahren noch gut brauchen können. Dies gilt analog für Geschosshöhen und Installationsräume.“

Typenräume erzeugen Flexibilität

Untersuchungen aus dem Modulbau zeigen: Acht verschiedene Module decken 70 Prozent aller Anforderungen eines Krankenhauses ab. Mit einem entsprechenden Typenraum-Programm könne man das auch aufs konventionelle Bauen übertragen, sagt Gatermann. In einem aktuellen Projekt konnten so 1800 programmierte Räume auf 100 unterschiedliche Typenräume heruntergebrochen werden. Um diese Räume so funktional und flexibel wie möglich zu gestalten, spielen natürlich die späteren Nutzer eine große Rolle. Schon in einer sehr frühen Planungsphase werden sie in die Gestaltung ihrer späteren Arbeitsumgebungen mit einbezogen.

Krankenhaus neu denken

Baulich abgegrenzte Abteilungsstrukturen haben darin für Gatermann ebenso ausgedient wie der Maßanzug. Floating-Lösungen und gut geplante Care-Sharing-Angebote machen bei der Belegung der Häuser flexibler, wirtschaftlicher und schaffen Entlastung für das Personal.

Das (er)lebenswerte Krankenhaus

„Neben Flexibilität und funktionaleren Räumen brauchen wir künftig außerdem Umgebungen, die Erholung unterstützen und ein angenehmes Arbeitsumfeld schaffen. Aufenthaltsqualität spielt eine zunehmende Rolle, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und sich im aktuellen Verdrängungswettbewerb auf dem Gesundheitsmarkt zu behaupten“, führte Gatermann weiter aus. Egal, ob in Modulbauweise oder konventionell errichtet: Wie die sprichwörtlichen Schuhschachteln werden die Raster-Krankenhäuser daher sicher nicht daherkommen, ganz im Gegenteil. Luft und Tageslicht, der Bezug zur Natur und zur Außenwelt, der Einsatz natürlicher Materialien und viele andere Kriterien eines Healing Environment werden in den klar strukturierten Gesundheitshäusern eine große Rolle spielen.

Dazu kommen neue Herausforderungen durch den Klimawandel. Da die Aufgabe der Raumkühlung im Sommer immer mehr in den Vordergrund rückt, wird für Fassaden künftig wohl weniger Glas zum Einsatz kommen. Innovative Lüftungslösungen, natürliche Verschattung und andere Möglichkeiten einer effizienten Raumkühlung werden in Gesundheitseinrichtungen an Bedeutung gewinnen. Denn: Kliniken müssen sowohl ihren Beitrag leisten, um die Erderwärmung zu begrenzen als auch resilient werden für die Folgen des Klimawandels.

Maria Thalmayr

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Die Präsentation darf nur für interne Zwecke herangezogen werden, die Nutzung und Weitergabe bedarf der vorherigen ausdrücklichen Abstimmung mit Nickl und Partner Architekten.Bei Fragen steht Christoph Gatermann natürlich gern zur Verfügung – die Kontaktdaten finden Sie am Ende der Prsentation.