Zum 50. Jubiläum der Fachvereinigung Krankenhaustechnik e.V. – Verbände müssen smart werden

„Wissen transparent zu machen und so aufzubereiten, dass wir in der Lage sind, unsere Kliniken von technischer Seite bestmöglich aufzustellen, ist zentrale Aufgabe von Technikervereinigungen wie der FKT. Doch: Sind Verbandsstrukturen noch zeitgemäß und praktikabel, um Schritt zu halten im erforderlichen schnellen Teilen und Umsetzen von aktuellem Wissen?“

Die Frage, ob Verbände in Zeiten der digitalen Informationsflut noch zeitgemäß sind, um Wissen zu vermitteln, steht immer wieder im Raum. Dubravka Maljevic, Präsidentin des Fachverbandes Biomedizinische Technik e.V. (fbmt), stellt sie zum 50. Jubiläum der Fachvereinigung Krankenhaustechnik und ihre Antwort ist eindeutig: „Es stimmt, dass es heute zahlreiche digitale Kanäle wie Chat-Foren, Wissensdatenbanken und Tutorials gibt, die schnell und unkompliziert Informationen bereitstellen. Diese Angebote können in der Tat eine gute Ergänzung oder Alternative zu klassischen Verbänden sein. Dennoch haben Verbände weiterhin ihre Berechtigung: 

• Sie vertreten die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber Politik und Gesellschaft und setzen sich für die Anerkennung von Berufsqualifikationen ein.
• Sie fördern den Erfahrungsaustausch und das Netzwerken innerhalb der Branche.
• Sie bieten Fachpublikationen, Arbeitshilfen und Weiterbildungen an, die über reine Wissensvermittlung hinausgehen.
• Sie tragen zur Imageförderung und Positionierung der Branche bei. 

Somit erfüllen Verbände auch in Zeiten der Digitalisierung wichtige Funktionen, die über die reine Wissensvermittlung hinausgehen. Sie können digitale Angebote sinnvoll ergänzen und bieten einen Mehrwert, den Online-Kanäle allein nicht ersetzen können. Entscheidend wird sein, dass sich die Verbände selbst weiterentwickeln und ihre Angebote an die Bedürfnisse der Mitglieder anpassen. Nur so können sie auch in Zukunft relevant und zeitgemäß bleiben.“

Kompetentes Agieren im Krankenhaus ermöglichen

Ein großes Thema ist für Verbände in Zeiten des rasanten technischen Fortschritts, dass Ehrenamtler neben ihren anspruchsvollen Berufsaufgaben im Krankenhaus immer weniger Zeit für die Verbandsarbeit haben und sich gleichzeitig auch immer weniger Menschen überhaupt in Verbänden engagieren.

Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen Verbände laut Maljevic

• neue Technologien und Kanäle effizienter nutzen, um ihr Wissen und technische Informationen transparent und zielgerichtet an ihre Mitglieder zu vermitteln.  
• Ihr Wissen so aufbereiten und darbieten, dass es einen völlig neuen "State of the Art" ermöglicht. 
• Aus der Informationsflut das Relevante extrahieren und gut verwertbar darstellen. 
• Neben einem neuen Technologieverständnis vor allem die aktive Mitarbeit vieler Mitglieder, nicht nur der Vorstände, ermöglichen.

Möglicherweise müssen Verbände dafür erst neue Strukturen schaffen. Insgesamt sieht Maljevic die zentrale Herausforderung darin, dass Verbände mit dem technischen Fortschritt Schritt halten und ihre Rolle als Wissensträger und Netzwerker in der digitalen Welt behaupten müssen. Nur so können sie auch in Zukunft für ihre Mitglieder relevant bleiben.

Technik sollte keine Spams verschicken

Auf die Frage nach Meilensteinen in der 50-jährigen beeindruckenden Geschichte der FKT und die technischen Herausforderungen der Zukunft antwortet die Bereichsleiterin Medizintechnik in den BG-Kliniken mit Gedankensplittern, die nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Schmunzeln anregen wollen:
Zentrale Errungenschaften der FKT sind in Ihren Augen:

• Dass herausgefunden wurde, wie man die Krankenhausküche dazu bringt, nicht mehr nach Krankenhausessen zu schmecken und zu riechen.
• Dass die Erfindung des Selfie-Sticks nicht nur die Selbstporträtkunst revolutioniert, sondern auch dazu beigetragen hat, dass endlich präzisere Operations-Aufnahmen gemacht werden können.
• Sich mit der ständig wachsenden Zahl an Akronymen in der Medizinbranche auseinanderzusetzen, ohne dabei den Überblick zu verlieren.

Technische Herausforderungen sind:

• Die FKT muss Wege finden, wie die Krankenhaustechnik mit der rasanten Entwicklung der IT mithalten kann, ohne dass die Kaffeemaschine am nächsten Morgen eine Herzfrequenzüberwachung vorschlägt.
• Den kritischen Unterschied zwischen einem Krankenhausbett und einem hochmodernen Virtual-Reality-Simulator für Patienten zu erkennen, bevor es zu spät ist. 
• Und natürlich, sicherzustellen, dass (Medizin-)Technik so zuverlässig ist, dass sie nicht anfängt, Spam-Mails zu verschicken, während die Ärzte damit beschäftigt sind, Leben zu retten.

Mit diesen Betrachtungen, die im positiven Sinne dazu anregen wollen, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, gratuliert der fbmt – der in diesem Jahr sein 40. Jubiläum feiert - der FKT sehr herzlich zum 50. Geburtstag und zu allem, was in den letzten 50 Jahren geleistet wurde. „In 10 Jahren wieder gemeinsam einen runden Geburtstag zu feiern und stolz auf den von uns Verbänden geleisteten Technologiesprung der zurückliegenden Dekade zu blicken, würde uns sehr freuen“, schließt Maljevic.

Maria Thalmayr