Zum 50. Jubiläum der Fachvereinigung Krankenhaustechnik e.V. (FKT): Alles in die Waagschale werfen!
CT, MRT, Operationsroboter, Rechenzentren sowie unzählige andere Geräte brauchen Strom, Kühlung oder andere Medien. Dennoch fragen sich viele, was Krankenhaustechnik macht!? Auch deshalb ist die FKT heute so wichtig wie bei ihrer Gründung vor 50 Jahren.
Medizintechnik und IT erlebten in den zurückliegenden Jahrzehnten einen kaum fassbaren Fortschritt. Wie sehr ihr Arbeiten von einer gut funktionierenden Technik, von einer – trotz zunehmend unsicherer Netze – zuverlässigen Stromversorgung, von einer – trotz oder gerade wegen des Klimawandels – effizienten Kühlung abhängt, ist jedoch nur wenigen Nutzern dieser Technologien bewusst.
Den State of the Art definieren
„Wurde Fortschritt in der Vergangenheit durch das medizinisch Notwendige beherrscht, werden wir heute mehr und mehr durch das technisch Mögliche getrieben“, gibt Tomás Bucher weiter zu bedenken. Anlässlich des 50. Jubiläums der Fachvereinigung Krankenhaustechnik e.V. (FKT) fragt sich der Präsident des Schweizer Partnerverbands, Ingenieur Hospital Schweiz (IHS), mit dem die FKT seit vielen Jahren im FORUM DACH kooperiert: „Wie weit wollen wir hier gehen? Wo ist die ethische Grenze und wo die finanzielle? Sehr viele hochtechnisierte Anlagen kommen schließlich nur sehr wenigen Patienten zugute. Und inwieweit sind neue Technologien wie KI und das Internet der Dinge für uns sicher beherrschbar?“
Technologischem Fortschritt – geleitet vom gesellschaftlichen Konsens über erwartbare Standards in der Gesundheitsversorgung - die Zügel technischen Sachverstands und einer sicheren und funktionalen Einbindung in das Gesamtsystem Krankenhaus überzustülpen, gehöre vor dieser Kulisse zu den wichtigsten Aufgaben der Krankenhaustechnik, sagt Bucher. Für Einzelpersonen sei das nicht zu bewerkstelligen. „Nur im größeren Rahmen können wir Standards definieren und für uns als Technikverantwortliche einen State of the Art erarbeiten, der es uns ermöglicht, immer neue ebenso wie bewährte Technologien sicher zu betreiben. Es ist an uns Verbänden festzulegen, was man wissen und können muss, oder wie es funktionieren kann. Diese Deutungshoheit müssen wir wahrnehmen, sonst macht das die Industrie ohne den wichtigen Part der Anwender- bzw. Betreibersicht.
Das Verbandsparadoxon
Vor allem auch deswegen sind Netzwerke wie die Fachvereinigung Krankenhaustechnik und der internationale Austausch mit Gleichgesinnten nach wie vor alternativlos. Zunehmend erleben die Aktiven bei ihrer Arbeit im Verband jedoch ein kaum lösbares Paradoxon: Auf der einen Seite macht die rasant fortschreitende Technisierung der Krankenhäuser die Aufgabenstellung der Technischen Leiter immer komplexer. Eine Unterbrechungsfreie Stromversorgung, hohe Ansprüche an die Trinkwasser- und sonstige technische Hygiene, der steigende Kühlbedarf, die Digitalisierung, die Forderung der Klimaneutralität und Klimafolgenanpassung, der enorme finanzielle Druck, der demografische Wandel und viele andere Aufgabenstellungen erfordern ein enormes Generalisten- und gleichzeitig sehr tiefgehendes Spezialwissen. Technisches Personal im Krankenhaus muss sich ständig fortbilden, um auf dem Laufenden zu sein“, sagt Bucher. „Doch: Durch den enormen Druck, den all diese Aufgaben im technischen Alltag erzeugen, und den immer spürbarer werdenden Fachkräftemangel fehle vielen Krankenhaustechnikern Zeit und Kraft, die zahlreichen interessanten Fortbildungsangebote, die Verbände wie die FKT meist sogar kostenlos zur Verfügung stellen, zu nutzen. Und noch mehr fehlt ihnen Zeit und Kraft für ein aktives Engagement in den Verbänden. Unsere Angebote sind damit so nötig und wichtig wie wohl nie zuvor, gleichzeitig ist es aber auch so schwer wie nie zuvor, unseren Aufgaben nachzukommen und unsere Mitglieder abzuholen.“
Bucher beschreibt damit ein Dilemma, das alle DACH-Techniker kennen. Einen Teil der bisher ehrenamtlichen Verbandsarbeit zu professionalisieren, könnte eine Lösung sein. Und: Möglichst viele Angebote niederschwellig digital anzubieten. Doch Austausch lebt auch von persönlicher Begegnung. „Hier werden wir einen Weg finden müssen, der das Beste aus Online- und Präsenzangeboten zusammenführt“, resümiert der IHS-Präsident.
Alles in die Waagschale werfen
Schade findet Bucher außerdem, dass echter Austausch durch den zunehmenden Konkurrenzdruck der Krankenhäuser untereinander immer schwieriger werde. Aus Angst, vermeintliche Wettbewerbsvorteile einzubüßen, halten immer mehr Technische Leiter mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen hinter dem Berg. „Dabei sollte uns allen klar sein, dass wir alles in die Waagschale werfen und kooperieren müssen, um unsere Gesundheitssysteme voranzubringen.“
Happy Birthday FKT
Mit diesen Gedanken gratuliert der IHS der Fachvereinigung Krankenhaustechnik e.V. sehr herzlich zu ihrem 50-jährigen Bestehen. Die FKT ist der älteste und größte der drei DACH-Verbände und geht daher in vielen Bereichen mutig voran, lässt sich aber auch von ihren jüngeren Partnern immer wieder gerne inspirieren.
Eine Besonderheit in der DACH-Region sei, dass eine Mehrzahl der Mitglieder in den Technikerorganisationen im Gesundheitswesen Ingenieure sind. In vielen anderen europäischen Ländern dominieren hingegen Architekten die berufsständische Vertretung des technischen Krankenhausbetriebs mit einem entsprechend verlagerten Schwerpunkt. „Hier sollten wir – wie auch in unserem Alltag immer wieder erforderlich - einen Ausgleich der Interessen und mehr Dialog anstreben“, findet Bucher und – unabhängig von unseren vielen nationalen Aufgaben – auch dem internationalen Austausch eine verlässliche Plattform bieten.
Voraussetzung für echten Fortschritt sei last but not least eine konstruktive Verständigung zwischen Ingenieuren, Medizinern, Administratoren und anderen Berufsgruppen. „Das macht unseren Beruf so spannend“, sagt Bucher. „Auch auf der Verbandsebene können wir hier wertvolle Dienste für ein besseres gegenseitiges Verständnis leisten. Happy Birthday FKT!“
Feiern Sie mit uns!
Die Fachvereinigung Krankenhaustechnik e.V. (FKT) ist der größte deutsche Berufsverband für leitendes Technisches Personal in Gesundheitseinrichtungen. Sie eint Ingenieure, Architekten, Planer, Techniker und andere technische Berufe, Industrie sowie Dienstleister in dem gemeinsamen Ansinnen, Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen eine bestmögliche, zukunftsorientierte technische Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Als FKT-Mitglied sind Sie Teil einer starken Gemeinschaft, die sich mit ihrer Expertise gegenseitig unterstützt. Zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen, die Wissensdatenbank Technik im Gesundheitswesen, Benchmarks, Leitfäden und viele andere Leistungen sowie Insiderwissen stehen FKT-Mitgliedern exklusiv zur Verfügung. www.fkt.de. Auf der Fachmesse Krankenhaustechnologie mit Fachtagung Technik im Gesundheitswesen am 18. und 19. September in Gelsenkirchen feiert die renommierte Technikervereinigung ihr 50-jähriges Jubiläum. Feiern Sie mir uns! https://www.fachmesse-krankenhaus-technologie.de/home