Zum 50. Jubiläum der Fachvereinigung Krankenhaustechnik e.V.: Es geht um viel

„Heute wie damals sehe ich die Technik in einer entscheidenden Umbruchsituation“, sagt der Präsident der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Krankenhaustechnik e.V. (WGKT), Cord Brüning, anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der FKT. „Genau wie vor 50 Jahren gilt es auch heute, einen zukunftsentscheidenden Technologiesprung zu vollziehen.“

Die Geburtsstunde der Fachvereinigung Krankenhaustechnik (FKT) fällt nicht zufällig in eine Zeit, die geprägt war von gigantischen Krankenhausneubauten. Die Medizinische Hochschule Hannover, weitere Unikliniken in Münster, Gießen, Aachen, Göttingen, Marburg, Lübeck, München, ... stehen für völlig neue, hochmoderne Gesundheitsbauten, die es notwendig machten, auch deren technischen Betrieb auf ein bis dahin ungekanntes Level zu heben. Mit 50 bis 60 Prozent beanspruchte Technik einen beachtlichen Anteil der Bausummen dieser Klinikprojekte. Aus gesondert betriebenen, relativ einfachen Einzelanlagen waren komplexe Systeme geworden, deren sichere und ständige Verfügbarkeit gewährleistet werden musste: mit professionellen Servicestrukturen, geschaffen von Technikmanagern, die Elektrik und Licht ebenso im Portfolio hatten wie Heizung, Lüftung, Klima, Sanitär, Aufzüge, Brandschutz, zunächst oft auch Medizintechnik und alle anderen technischen Gewerke, die erforderlich sind, um ein Krankenhaus am Laufen zu halten. Diesem neu entstandenen und mit dem schnell voranschreitenden technischen Fortschritt immer umfassender gewordenen Aufgabengebiet eine Plattform, ein Forum für Austausch und dessen Professionalisierung sowie das schnelle Teilen von Wissen zu geben, war und ist Ziel der FKT.

Ein immer engmaschiger werdender komplizierter rechtlicher Rahmen und der sich zuspitzende ökonomische, in den 90er Jahren in eine Outsourcing-Welle und einen zunehmenden Investitionsstau mündende, finanzielle Druck flankierten in den zurückliegenden Jahrzehnten einen rasanten technischen Fortschritt. Dazu kam eine – auf Kosten der Betriebstechnik – immer bedeutsamer gewordene IT. Die Gesundheitstechnik musste sich und ihre Aufgaben daran ausrichten und immer wieder neu definieren.

Ein noch größerer Umbruch als vor 50 Jahren

„Aktuell stehen wir jedoch vor einem entscheidenden, vermutlich noch größeren Technologiesprung als vor einem halben Jahrhundert“, sagt Cord Brüning anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der FKT. Und es geht um viel: „Nicht nur um den Fortbestand von Kliniken, sondern um den Fortbestand einer Umwelt, wie wir sie kennen und weiter genießen möchten. Jetzt gilt es, Methodenkompetenz, Wissen, Erfahrungen und eine Unmenge an zur Verfügung stehender, bislang aber nicht genutzter Daten, so zusammenzubringen, dass wir den Betrieb unserer Kliniken in einer Weise optimieren, die bisher undenkbar schien. Wir müssen Transparenz gewinnen und mit klug aufgesetzten Interpretationsalgorithmen, Investitionen, den Gebäudebetrieb, Instandhaltung und viele andere Aufgaben effizienter und am konkreten Bedarf orientiert lösen.

Die Herrschaft über Fachwissen und Daten, die für den einen oder anderen Techniker einen Großteil seiner Daseinsbegründung darstellte, wird an Bedeutung verlieren. Denn: Dieses ganz spezielle „Gefühl für die Technik“, das bisher eine enorme Erfahrung und Fingerspitzengefühl erforderte, wird mehr und mehr durch eine offenere Verfügbarkeit relevanter Informationen über Gerätezustände und Verbräuche als faktenbasierte Entscheidungsgrundlagen ersetzt. Moderne Analysesysteme werden die bisher erforderliche Expertise bei der Bewertung dieser Daten übernehmen. Das schafft einerseits Chancen, verlangt aber auch Flexibilität, Offenheit sowie Wachsamkeit. In ungeahntem Umfang werden sich dadurch viele Jahre geübte Routinetätigkeiten von Ingenieuren verändern. Durch diesen Umbruch können wir auch dem Fachkräftemangel, der uns mit noch zunehmender Härte treffen wird, hoffentlich seine Schärfe nehmen. Und ebenso knappe Ressourcen möglichst sinnvoll einsetzen.“

Digitalisierung wandert in die Applikationsebene

Die Verantwortung, Digitalisierung und Automatisierung möglichst sinnstiftend zu nutzen, verlagere sich angesichts dieser Zuspitzung von der übergeordneten IT hinein in die Applikationsebenen. Die Anwender in den jeweiligen Abteilungen müssten selbst ihre Use-Cases erkennen, definieren und mit Hilfe von IT-affinen Mitarbeitern umsetzen. „Das gilt auch für die Haus- und Betriebstechnik. Technische Leier müssen sich fragen: Wie muss ich meine Daten aufbereiten, damit ich sie systematisch auswerten und nutzen kann“, führt Brüning weiter aus.

„Dass dieser Technologiesprung mit einer zum Teil völlig veralteten Technik vollzogen werden muss, macht es nicht eben einfacher“, gibt er zusätzlich zu bedenken. Der ab 2026 über 10 Jahre in Aussicht gestellte Transformationsfonds für Krankenhäuser komme zu spät. „Die Technischen Leiter in den Krankenhäusern arbeiten aktuell mit einem sprichwörtlichen gordischen Knoten. Sie müssen digital und klimaneutral werden und viele Umstrukturierungsprojekte umsetzen. Doch mit welchem Geld? Überall ist zu lesen, dass in naher Zukunft etwa jedes fünfte Krankenhaus schließen wird. Dann konzentrieren sich die Investitionsmittel – so zynisch das klingt – auf die verbliebenen Häuser, die dann auch langfristig vorgegebenen medizinischen Portfolien folgen. Das erleichtert der Technik zumindest eine strategische Planung.“

Krankenhäuser müssen auf Bewährtes zurückgreifen

Ein schneller Austausch von Erfahrungen und Wissen sei vor dieser Kulisse heute noch wichtiger als vor 50 Jahren. „Ein Herumexperimentieren mit neuen, möglicherweise unausgereiften Technologien können wir uns im Krankenhaus schlicht nicht leisten. Wir müssen auf Bewährtes zurückgreifen. Darüber hinaus können wir es uns auch nicht leisten, das Rad immer wieder neu zu erfinden. Nur unter Nutzung sämtlichen im System vorhandenen Wissens werden wir den anstehenden Technologiesprung meistern. Das gilt umso mehr, wenn man sich vor Augen hält, dass Technische Leiter immer jünger sind, wenn sie diesen herausfordernden Job antreten. Neue Technische Leiter brauchen Ansprechpartner mit Erfahrung, die sie in die Tricks und Kniffe einweihen. Umgekehrt können wir vermutlich von den Jungen einiges lernen, wenn es um die Nutzung digitaler Tools geht. Damit sind Netzwerke wie die FKT heute so wichtig wie bei ihrer Gründung vor 50 Jahren.

Überdenken müssen wir vermutlich unsere Kommunikationswege. Mit ihrem Webinar-Angebot und ihrer Präsenz in den Social Media ist die FKT zweifellos auf einem guten Weg. Ich hoffe allerdings sehr, dass wir unsere jüngeren Kollegen davon überzeugen können, wie wichtig darüber hinaus auch der persönliche Austausch ist. Wir werden uns auf die eher unverbindliche Art und die Fehlertoleranz der Jungen einlassen, in den entscheidenden Fragen jedoch akkurat und zuverlässig bleiben müssen, um Gesundheitseinrichtungen weiterhin eine optimale Technik zu Verfügung zu stellen. Mit diesen Gedanken gratuliert die Wissenschaftliche Gesellschaft für Krankenhaustechnik (WGKT) der FKT sehr herzlich zum 50. Jubiläum und den vielen für die Gesundheitstechnik gesetzten Impulsen.“

Maria Thalmayr

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Die Fachvereinigung Krankenhaustechnik e.V. (FKT) ist der größte deutsche Berufsverband für leitendes Technisches Personal in Gesundheitseinrichtungen. Sie eint Ingenieure, Architekten, Planer, Techniker und andere technische Berufe, Industrie sowie Dienstleister in dem gemeinsamen Ansinnen, Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen eine bestmögliche, zukunftsorientierte technische Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Als FKT-Mitglied sind Sie Teil einer starken Gemeinschaft, die sich mit ihrer Expertise gegenseitig unterstützt. Zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen, die Wissensdatenbank Technik im Gesundheitswesen, Benchmarks, Leitfäden und viele andere Leistungen sowie Insiderwissen stehen FKT-Mitgliedern exklusiv zur Verfügung. www.fkt.de. Auf der Fachmesse Krankenhaustechnologie mit Fachtagung Technik im Gesundheitswesen am 18. und 19. September in Gelsenkirchen feiert die renommierte Technikervereinigung ihr 50-jähriges Jubiläum. Feiern Sie mir uns! www.fachmesse-krankenhaus-technologie.de/home