ZUKE digital Kongress – Geld ist nicht alles, aber …
In leichter Abwandlung dieser Binsenweisheit scheiterte die Digitalisierung des Gesundheitswesens bislang nicht allein am Geld. „Die Mittel aus dem Krankenhauszukunftsgesetz werden der Branche bei diesem wichtigen Thema zweifellos auf die Sprünge helfen. Mit Geld allein ist es aber nicht getan“, betont FKT-Präsident Horst Träger. „Und vor allem ist es mit Geld nur für die Digitalisierung nicht getan.“
Träger war Mitdiskutant des Panels „Krankenhauszukunftsgesetz & Beschaffung: wie Chancen jetzt nutzen? – aus Sicht der Verbände“ beim Zukunft Krankenhauseinkauf (ZUKE) Digital Kongress. In einer illustren Runde aus IT-Leitern, Klinikmanagern, Einkäufern, Medizintechnikern, Krankenhausträgern und Pflegen vertrat Träger einmal mehr seinen Standpunkt, dass Digitalisierung ohne eine solide technische Infrastruktur nicht zu machen sei. Dass es wenig vorausschauend bis fahrlässig sei, digital aufzurüsten, während auf der anderen Seite das Geld für die Erneuerung elektrischer Anlagen, zeitgemäße Notstromaggregate, moderne Kühlsysteme, Brandschutztechnik und andere wichtige Technologien fehlt - Anlagen, die einen sicheren und effizienten Krankenhausbetrieb überhaupt erst möglich machen
Strategien fehlen
„Außer Geld fehlen dem Gesundheitswesen bislang klare Strategien. Für die Digitalisierung ebenso wie für die technische Entwicklung allgemein“, führt Träger weiter aus. „Doch Manager, die immer häufiger für nur wenige Jahre in die Kliniken kommen, haben kein Interesse an langfristigen Plänen. Da zählt der schnelle Effekt. Krankenhäuser werden auf diese Weise kaputtgespart.“
Der altbekannte alljährliche Verteilungskampf um knappe Budgets, aus dem nicht selten der Mächtigste als Sieger hervorgeht oder derjenige, der am lautesten schreit, müsse einer langfristigen Investitions- und Entwicklungsplanung weichen, findet auch Stefan Krojer, Initiator des Netzwerks Zukunft Krankenhauseinkauf Digital. Denk- und Handlungsweisen im hierarchischen System Krankenhaus müssten sich dazu grundlegenden ändern. In den aus dem KHZG bereitgestellten Mitteln sieht Krojer eine enorme Chance, diesen längst überfällig Wandel zu beschleunigen. „Nur mit schlüssigen Anträgen werden wir an die Finanzspritzen aus dem Zukunftsgesetz kommen. Jetzt müssen wir wirklich überlegen, wo unser Bedarf am größten ist. Nur in interdisziplinären Teams aus Ärzten, Pflegern, IT-lern, Technikern und Finanzprofis wird es uns gelingen, förderfähige Konzepte für eine stimmige, durchdachte und nachhaltige digitale Zukunft unserer Kliniken zu erarbeiten. Wie nie zuvor müssen wir nun an einem Strang ziehen, um Projekte auf den Weg zu bringen, die der digitalen Reifegradmessung standhalten. Es macht wenig Sinn, ein Patientenmanagementsystem zu implementieren, wenn das Netzwerk einem Schweizer Käse gleicht, um nur ein Beispiel für die dabei geforderte ganzheitliche Sichtweise zu nennen.“
A-Kunde werden
Dass nun alle gleichzeitig loslegen, erschwert die Umsetzung der geplanten Maßnahmen. Einer gigantischen Nachfrage steht in absehbarer Zeit eine überschaubare Zahl an Anbietern entsprechender Systeme gegenüber. Für die Teams im Krankenhaus bedeutet das, dass sie sich als angenehme, kompetente und in sich schlüssige Partner präsentieren müssen. „Unsere Auftragnehmer sind derzeit in der komfortablen Situation, sich die Rosinen aus dem Kundenkuchen picken zu können. Wir sollten uns also als „A- oder zumindest B-Kunden“ präsentieren, um zum Zug zu kommen, rät Krojer.
„Dass das Ganze unter enormem Zeitdruck passiert, und dass unklar ist, wie es in drei Jahren weitergeht, zum Beispiel mit Kosten für Personal, das jetzt erforderlich ist, um die angedachten Digitalisierungsprojekte umzusetzen, gibt dem Ganzen einen etwas fahlen Beigeschmack“, ergänzt Träger. Unstrittig sei aber, dass das Geld aus dem KHZG dem Gesundheitswesen auf die digitalen Sprünge helfen und hoffentlich dazu beitragen wird, seine Stakeholder besser zu vernetzen. Mit ausgefahrenen Ellenbogen wird den angestoßenen und unausweichlichen Erneuerungsprozess niemand bewältigen.
Maria Thalmayr