Wasseraufbereitung – Beläge auf OP-Instrumentarium sind nicht normal
Beläge auf OP-Instrumentarium sind ein derart weit verbreitetes Phänomen, dass sie vielerorts als „normal“ hingenommen werden. Mit der richtigen Behandlung des Prozesswassers für die Aufbereitung ist das Problem vermeidbar – ein Aufwand, der sich in vielerlei Hinsicht lohnt:
Denn: Die unschönen Verfärbungen führen nicht nur zu Funktionsbeeinträchtigungen – man denke hier nur an blind gewordene Kameralinsen in teuren Endoskopen – sondern sind auch hygienisch bedenklich. Weitere Ablagerungen haften leichter auf den beschlagenen Bestecken. „Je nach Größe sind in Kliniken OP-Instrumentarien im Wert von zweistelligen Millionenbeträgen im Umlauf. Wenn sie länger halten, schont das den Geldbeutel ganz erheblich. Gleiches gilt für Reinigungs- und Desinfektionsgeräte“, betonte Jürgen Bätz, Projektleiter und Schulungsreferent bei Veolia auf einer Gemeinschaftsveranstaltung des Herstellers innovativer Wasseraufbereitungsanlagen und der FKT-Regionalgruppe Bayern im Audi Driving Experience Center in Neuburg an der Donau.
Hohe Silikat-Konzentrationen bleiben oft unentdeckt
Verursacht werden die unschönen Verfärbungen durch Silikate, die gemäß DIN EN 285 in einer Konzentration von bis zu einem Milligramm pro Liter im Prozesswasser für die Aufbereitung von Medizinprodukten enthalten sein dürfen. Im Leitungswasser ist oft ein Vielfaches davon enthalten. Über die Messung der elektrischen Leitfähigkeit – das Verfahren, das die meisten Kliniken für die Überwachung der Wasserqualität nutzen - lasse sich der Silikat-Gehalt nicht feststellen, erörterte Bätz weiter, der müsse gesondert ermittelt werden. Mitunter geschehe das nicht regelmäßig genug, so dass hohe Silikat-Konzentrationen im Prozesswasser für die Aufbereitung unentdeckt bleiben und das Silikat letztlich an den Instrumenten haftet.
Den Silikat-Gehalt automatisch messen
Vor diesem Hintergrund präsentierte der Reinwasserprofi den Teilnehmern der Veranstaltung eine neue Wasseraufbereitungstechnologie, bei der eine zusätzliche Prozessstufe nach der Umkehrosmose mit Hilfe von Elektroentionisierung dafür sorgt, dass Silikate deutlich zuverlässiger aus dem Prozesswasser „gefischt“ werden. Die Ergebnisqualität entspreche der, die eine Umkehrosmose in Kombination mit Mischbettpatronen, mit denen die Silikate bisher aus dem Wasser gelöst werden, liefert. Das neue Verfahren sei im Gegensatz dazu aber selbstüberwachend und erzeuge – so Bätz – eine gleichbleibende Qualität gemäß den Anforderungen der DIN EN 285 ohne den regelmäßig erforderlichen Austausch von Patronen. Eine ergänzende automatisierte Silikat-Überwachung hilft, die Anlage zu monitoren und Fehler rechtzeitig zu erkennen. An dieser Stelle könnten zusätzliche Mischbettpatronen als „Polizeifilter“ eine weitere Sicherheitsbarriere schaffen. Außerdem empfiehlt Bätz, den geringeren Silikat-Gehalt des AKI (Arbeitskreis Instrumentenaufbereitung) mit 0,4 mg/l als Grenze zu nutzen.
Unbedingt Redundanzen schaffen
Kliniken, die neue Wasseraufbereitungsanlagen installieren, sollten für diesen wichtigen Prozess redundante Technologien einplanen. Zweimal 50 oder besser noch zweimal 70 Prozent seien weitaus sicherer als einmal 100 Prozent. Die zusätzlichen Kosten seien schnell wieder eingespart, wenn dadurch teure OP-Stillstandzeiten vermieden werden, sagt Bätz.
Wenn auch Reinigungsgeräte von Verfärbungen betroffen sind, sei das ein zuverlässiger Hinweis, dass der Silikat-Gehalt im Wasser zu hoch ist. Dann sollte darüber nachgedacht werden, das Reinwasser früher in den Aufbereitungsprozess einzuspeisen.
Maria Thalmayr