Patientensicherheit mit Closed Loop: Medikamentenmanagement aus einem Guss
Mangelnde Arzneimitteltherapiesicherheit birgt ein hohes Risiko. Zahlreiche Patienten sterben jedes Jahr an den Folgen von Medikationsfehlern, zu den schwerwiegenden klinischen kommen oft wirtschaftliche Folgen für das Krankenhaus wie längere Verweilzeiten oder ein höherer Therapiebedarf. Durchgängige automatisierte Prozesse schaffen hier deutlich mehr Sicherheit bei gleichzeitig höherer Effizienz.
Die Einführung von Closed Loop Prozessen ist in Kliniken, egal ob kleines Haus oder Großversorger, ein sinnvoller Schritt, um verschiedene Technologien und Anwendungen miteinander zu verbinden und so die Prozesse des Medikamentenmanagements und der Medikamentenabgabe zu optimieren. Das Krankenhauszukunftsgesetz der Bundesregierung stellt Fördermittel bereit, um Krankenhäuser in Deutschland zu digitalisieren und so nicht zuletzt die Arzneimitteltherapiesicherheit zu verbessern. Mit dem Ausbau der Digitalisierung in Krankenhäusern kann der Closed Loop Prozess umgesetzt werden.
Ursachen für Fehler im Medikamentenmanagement
Jeder einzelne Schritt – von der ärztlichen Verordnung bis zur Verabreichung von Medikamenten – wird im Krankenhaus oft noch mit verschiedenen Medien sowie Dokumenten und mehreren involvierten Personen umgesetzt. Verordnungen werden häufig noch manuell übertragen, Entscheidungen über Verordnungen müssen oft ohne elektronische Unterstützung getroffen werden, es gibt keine patientenindividuelle Arzneimittellogistik, Arzneimittelfachpersonal wie Krankenhausapotheker werden in die Prozesse nicht involviert. Das führt zu einer mangelnden Transparenz und dazu, dass das Pflegepersonal überlastet ist, dass Verordnungen nicht erneut überprüft werden und dass die Expertise von Fachpersonen nicht optimal genutzt wird. Deshalb kommt es zu:
- Verordnungsfehlern,
- Übertragungsfehlern,
- Dispensierfehlern und
- Verabreichungsfehlern.
Ein Closed Loop Medikamentenmanagement soll diese Fehler verhindern und Medikationsprozesse durch Automatisierung noch einfacher und effektiver gestalten.
Closed Loop Medikamentenmanagement
Spricht man von Closed Loop Medikamentenmanagement oder auch vom geschlossenen Medikamentenmanagement, wird damit ein ganzheitlicher geschlossener Prozess gemeint, der von elektronischen Verordnungen, über das Medikationsmanagement und eine patientenindividuelle Arzneimittellogistik bis hin zum Verabreichen und der Dokumentation der Medikamente reicht. In dieses System zur Optimierung des Medikationsprozesses werden sowohl die Ärzte als auch Stationsapotheker, die Krankenhausapotheke und das Pflegepersonal involviert.
Ärzte erhalten Zugriff auf alle relevanten Daten ihrer Patienten durch eine elektronische Patientenakte mit einem elektronischen Verordnungssystem. Das schafft einerseits Transparenz und unterstützt gleichzeitig beim Erstellen von Verordnungen. Die Medikationsprozesse können so außerdem von der Aufnahme, über den Stationsaufenthalt bis hin zur Entlassung durchgehend digital dokumentiert werden.
Stationsapotheker prüfen die von den Ärzten gestellten Therapieverordnungen auf Plausibilität und geben bei Bedarf Optimierungsvorschläge. Dafür erhalten sie ebenfalls Zugriff auf die digitalen Befunde und Diagnosen des Patienten, da diese relevant für die Arzneimitteltherapie sind. Stationsapotheker werden also in die Prozesse der Arzneimittelanamnese und des Entlassungsmanagements integriert und liefern so wertvolles Fachwissen.
Wurde die elektronische Verordnung vom Apotheker geprüft und im System freigegeben, wird diese an die Krankenhausapotheke gesendet, wo die Medikamente hergestellt bzw. patientenbezogen kommissioniert werden. Besonders wertvoll ist die Unit-Dose-Versorgung. Dabei werden Therapien in patientenspezifischen Unit-Dose-Tagesformaten abgegeben. Damit Krankenhausapotheken auf diese patientenindividuelle Versorgungsform vorbereitet sind, lohnt sich der Einsatz von Unit-Dose-Verpackungssystemen und robotik-basierten Stellsystemen, die die Medikamente zentralisiert in Tüten oder Kartons verblistern und den Distributionsprozess automatisieren.
Bevor die einzeldosierten Medikamente durch das Pflegepersonal verabreicht werden, können sie durch einen QR-Code verifiziert werden. Das patientenspezifische Label, das der Unit-Dose beigelegt wird, enthält alle wichtigen Informationen zum Patienten sowie die Einnahmehinweise der Medikamente. In der elektronischen Patientenakte wird der Medikationsprozess dokumentiert und darin ebenfalls die Applikation vermerkt. So kann jederzeit nachgeprüft werden, wann welches Pflegepersonal die Medikation verabreicht hat. Sollte die Unit Dose am Ende dem Patienten doch nicht verabreicht werden, muss sie nicht weggeworfen werden. Das beigefügte Patienten-Label kann einfach entfernt werden, wodurch die Unit-Dose erneut eingelagert werden kann. So reduzieren Sie Medikamentenabfälle.
Mehr Sicherheit und Effizienz
Die bereits aufgezeigten Fehler, die in der Arzneimitteltherapie auftreten können, müssen vermieden werden, um die Patientensicherheit zu verbessern. Ein Closed Loop Prozess sorgt für ein einheitliches, transparentes System, das gleichzeitig Pflegekräfte und Ärzte entlastet. Beispielsweise müssen durch die Automatisierung Medikamente nicht mehr innerhalb des stationären Versorgungsprozesses manuell durch das Pflegepersonal bereitgestellt werden. So bleibt mehr Zeit für die Versorgung der Patienten. Durch die verbesserte Kommunikation zwischen Apotheke und Pflegepersonal sowie die jederzeitige Einsicht in die Patientenakten und die klinische Entscheidungsunterstützung in Echtzeit werden Ärzte zusätzlich unterstützt.
Die Automationstechnologie verringert menschliche Eingriffe und vermeidet so Behandlungsfehler. Dadurch wird die Patientensicherheit erhöht. Außerdem sorgt die Automatisierung dafür, dass unnötige Schritte in den Abläufen entfallen und erzeugt so mehr Effizienz im täglichen Betrieb.
Durch das elektronische Verordnungssystem und den Stationsapotheker findet außerdem eine Qualitätssicherung der ärztlichen Arzneimittelverordnungen statt, was ebenfalls Fehlerquellen verringert. Durch die einheitliche und transparente Datenansicht des elektronischen Systems erhalten alle Personen, die am Medikationsprozess beteiligt sind, dieselben Informationen und sind stets auf dem aktuellen Stand.
Auch die Kosten für die Medikamentenlagerung können durch Kommissionierungssysteme eingespart werden, da immer nur das gelagert wird, was wirklich notwendig ist.
Das sind die Vorteile auf einen Blick:
- Entlastung des Personals
- Zeitersparnis
- Qualitätssicherung
- Vermeiden von Behandlungsfehlern
- Förderung der Patientensicherheit
- Verringerung manueller Verfahren
- Transparente Datenansicht
- Kostenersparnis
- Effizienz im täglichen Betrieb
Systeme für die Umsetzung des Closed Loop Medikamentenmanagements
Es gibt verschiedene Medikamentenmanagement-Lösungen, die zur Umsetzung eines Closed Loop Medikamentenmanagements genutzt werden können. Die Grundvoraussetzung, einen Closed-Loop zu kreieren, ist im ersten Schritt jedoch die Digitalisierung der bestehenden Prozesse. Erst im zweiten Schritt geht es dann darum, Prozesse zu automatisieren. Folgende Apothekenautomatisierungssysteme sind dabei möglich:
Lager- und Kommissionierungssysteme
Voll- und teilautomatisierte Lager- und Ausgabesysteme für originalverpackte Medikamente ermöglichen es Krankenhausapotheken, Medikamente kontrolliert zu lagern und zu verarbeiten. Alle Arzneimittel sind dabei mit Barcodes versehen, die eine Nachverfolgbarkeit möglich machen. Das verbessert die operativen Prozesse, die Logistik sowie die Patientensicherheit. Auch Kommissioniervorgänge werden durch diese Systeme beschleunigt, was die Effizienz Ihrer Arbeitsabläufe verbessert.
Pack- und Kommissionierungssystem
Um Einheitsdosen zu erzeugen, lohnt sich der Einsatz modularer Systeme, mit denen eine effiziente Kommissionierung, Verpackung und Ausgabe in Krankenhausapotheken möglich wird. Mit Pack- und Kommissionierungssystemen können Medikamente verarbeitet werden, die in Unit-Dose-Formaten verwaltet werden. So vermeiden Sie Medikationsfehler und verbessern die Sicherheit Ihrer Patienten.
Damit ein Closed Loop auch vollständig funktioniert, müssen die Apothekenautomationstechnologien mit Softwareanwendungen wie der elektronischen Patientenakte und den elektronischen Verschreibungen (CPOE-Lösungen) verbunden werden. Nur wenn die Automationslösungen und Softwareanwendungen aufeinander abgestimmt sind, ist ein reibungsloser Ablauf des Medikationsprozesses möglich und Sie können von einer gesteigerten Effizienz sowie einer erhöhten Patientensicherheit profitieren.
Sorgen Sie dafür, dass Ihre Medikationsprozesse sicher, geschlossen und effizient sind, damit sie Ihre Mitarbeiter im Krankenhaus entlasten und gleichzeitig die Patientensicherheit erhöhen. Mit einem geschlossenen Medikamentenmanagement vermeiden Sie Fehler in der Patientenmedikation, optimieren die Arzneimitteltherapie und profitieren durch die automatisierten Prozesse von Zeitersparnis, Qualitätssicherung, Transparenz und Effizienz.
Julia Kahraman, Head of Marketing EMEA & Global Brand and Communication Manager bei Swisslog Healthcare